Heavy Metal

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© Bundesstiftung Aufarbeitung, Harald Hauswald - Ostkreuz, Bild 900000hh527

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"Metal kann man nicht von freitagabends bis Sonntagmittag leben und dann wieder auf Normalmodus umschalten. Nicht, wenn man es ernst meint! Man lebt es!“ – Joey DeMaio, MANOWAR

Heavy Metal

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Einen Heavy Metal-Fan erkennt man auf der Straße. Das ist heute so und das war in den 1980er Jahren so. Die Metal-Szene war immer schon beides: Liebe zu harter, intensiver Rockmusik und die Liebe zu einem extravaganten Style: lange Haare, Leder, Jeans, Nieten und beeindruckende Bandshirts – nicht umsonst gibt es heute ganze Magazine und Versandhändler, die sich ausschließlich auf Metal-Klamotten und – Accessoires spezialisieren. Die DDR-Führung mochte es ja eigentlich eher ruhig, einheitlich und unauffällig. Eine harte, aggressive und extravagante Musikkultur war also sicher nicht nach ihrem Geschmack. Umso mehr überrascht es, dass in den 1980ern in der DDR, unter argwöhnischer staatlicher Beobachtung, eine sehr vitale und leidenschaftliche Metal-Szene entstand – mit allem was dazugehört!

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Heavy Metal im DDR-Radio: 'Tendenz Hart bis Heavy' auf DT64 bot Fans aktuelle Musik und Konzerttermine.

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© Tendenz Hard bis Heavy 04.11.1989, Privat-Archiv.

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Aufgabe

Höre dir das Audio oben an und notiere deine Eindrücke:

1. Was fĂĽr eine Art von Sendung ist das? Worum geht es hier eigentlich?

2. Wer sendet?

3. An wen richten sich die Informationen?

1. Die weltweite Metal-Welle

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Urheber: Zach Petersen

https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Judas_Priest_Retribution_2005_Tour.jpg

Cc2BYSA

Wer hats erfunden? Die älteren Herren auf dem Foto sind JUDAS PRIEST 2005 und haben den von ihnen getragenen Leder-und-Nieten-Stil in den 1970ern maßgeblich mitentwickelt.

Als in den 1970ern in England Bands wie BLACK SABBATH begannen, harten Gitarrenrock mit aggressiven, düsteren und auch melancholischen Elementen zu mischen und Bands wie JUDAS PRIEST dazu auch ein sehr auffälliges, leder- und nietenlastiges Bühnenoutfit entwickelten, fanden sich schnell weltweit Fans und Musiker:innen, die von diesem neuen Sound und Style fasziniert waren. Spätestens in den 1980ern war "Heavy Metal" ein globaler Trend und auch in der DDR tauchten immer mehr "Metalheads" auf, die begeistert den harten, düster-aggressiven Sound und die auffälligen Klamotten feierten. Obwohl die Heavy Metal-Szene in der DDR nach der Wiedervereinigung oft übersehen wurde, war sie in den 1980er Jahren tatsächlich bedeutender als die Punkszene.

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Aufgabe

Metal-Style

Gib dem Metal-Fan unten den passenden Style!

Musikalische Wegbereiter: Westliche Vorbilder fĂĽr Heavy Metal made in GDR

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BLACK SABBATH MOTĂ–RHEAD IRON MAIDEN SLAYER
BLACK SABBATH -
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Ganz früh: "War Pigs" wurde von BLACK SABBATH schon 1970 veröffentlicht. Damals gab es das Musikgenre Heavy Metal noch nicht. BLACK SABBATH gelten aber als einer der Wegbereiter seiner Entstehung.
Motörhead – Ace Of Spades (Official Video)
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MOTĂ–RHEAD, Ace of Spades, 1980
Iron Maiden - The Trooper (Official Video)
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IRON MAIDEN, The Trooper, 1983
Raining Blood
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SLAYER, Raining Blood, 1986
BLACK SABBATH MOTĂ–RHEAD IRON MAIDEN SLAYER
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Aufgabe

Mehr als nur Musik?

  1. Beschreibe das Besondere an Heavy Metal gegenüber anderen Musikrichtungen und -szenen in eigenen Worten. Gehe dabei sowohl auf den Sound der Musik als auch auf den Stil der Klamotten ein. 
  2. „Vielleicht denken manche Leute, dass Metal eine Phase im Leben ist und irgendwann abgelegt werden kann, wenn man älter und sozusagen vernünftig wird. Für mich aber ist es eine Lebensweise. Es ist eine Berufung, so wie sie ein Priester oder ein Doktor fühlen sollte. Metal kann man nicht von freitagabends bis Sonntagmittag leben und dann wieder auf Normalmodus umschalten. Nicht, wenn man es ernst meint! Man lebt es!“ – Joey DeMaio, MANOWAR.
    Findest du es erstrebenswert, so für eine Musik zu empfinden? Begründe deine Antwort rein aus persönlicher Perspektive.

2. Metal als Leidenschaft – in der DDR

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© Archiv Bürgerbewegung Leipzig

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Frank Merten, 2023 im Archiv BĂĽrgerbewegung Leipzig (ABL)

Frank, Jahrgang 1969, lebt und atmet Heavy Metal seit 1983. In seiner Heimatstadt Leipzig wurde 1987 aus einer Metal-Clique heraus der Fanclub "Mad Butcher" ins Leben gerufen, inspiriert von der gleichnamigen Platte der westdeutschen Band DESTRUCTION.

Die Gang hatte ein einfaches Motto: "Laute Musik und Luftgitarre". Politik spielte fĂĽr sie keine Rolle und sie ahnten nicht, dass die Stasi ein Auge auf sie geworfen hatte. Frank, kĂĽnstlerisch begabt, wurde zum T-Shirt-Designer, da Originalkleidung schwer zu bekommen war. Durch gute Beziehungen zu einem Schallplattentauschring sicherte er sich die begehrte "West-Musik" auf Kassetten, alles akribisch in seinem Kassettenbuch festgehalten.

Im Oktober 1988 musste er zur NVA, was ihn bis Januar 1990 etwas von der Szene entfernte. Nach seinem Dienst wurde im März 1990 ein Traum wahr: KREATOR, SABBAT, CORONER und TANKARD spielten nach dem Mauerfall als erste große "westliche" Metal-Bands ein Festival in Ostdeutschland. Die Werner-Seelenbinder-Halle in Ost-Berlin war mit 7.000 Zuschauer:innen rappelvoll und der triumphale Gig war für viele ostdeutsche Metalheads ein einschneidendes Erlebnis, nicht nur für Frank.

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Klamotten und Kunst Das Kassettenbuch
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© Archiv Frank Merten

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Eigener Heavy Metal Style! Metalfan Frank gestaltete sein T-Shirt mit dem VOIVOD-Albumcover "Rrröööaaarrr" – kreativ gemalt auf einem Bettlaken und dann aufs Shirt genäht. Ganze acht Wochen Arbeit steckten drin!
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© Archiv Frank Merten

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Hier hat sich Frank sein T-Shirt mit dem Motiv der Platte "Morbid Tales" der Schweizer Band CELTIC FROST versehen.
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© Archiv Frank Merten

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Franks T-Shirt mit dem Albumcover "Necronomicon" der gleichnamigen westdeutschen Band – selbstgemacht und voller Metal-Vibes!
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© Archiv Frank Merten

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Frank rockte eine viel getragene "Wisent"-Jeans aus der DDR! In den 1970ern versuchte die DDR, mit ihren eigenen Jeansmarken wie "Wisent", "Boxer" und "Shanty" ihrer Bevölkerung ein Klamottenangebot zu machen. Aber der Stoff war nicht richtig, der Schnitt passte nicht und der coole Wascheffekt fehlte. Was Frank aus diesem Stück gemacht hat, ist dann aber doch ganz individueller DDR-Metal-Style.
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© Archiv Frank Merten

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Franks DIY-Schmuck: ein umgekehrtes Kreuz aus Löt-Zinn. Dieser Klassiker in der Metal-Symbolik steht für die Ablehnung christlicher oder allgemein traditioneller Werte. Für Frank ist es Ausdruck von Rebellion und ein bisschen Provokation.
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© Archiv Frank Merten

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Franks Kunst in den 1980ern: Inspiriert von Musik und Fantasie entstanden diese und die folgende Grafik zwischen 1986 und 1988. Inspiration? Klar, manch Cover einer Lieblingsband und seine wilde Vorstellungskraft.
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© Archiv Frank Merten

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Das Logo der "Mad Butchers": Frank und seine Crew grĂĽndeten den Heavy Metal Fanclub "Mad Butcher" 1987 in Leipzig, inspiriert von der gleichnamigen Platte der Band DESTRUCTION. Ihr Motto: "Laute Musik und Luftgitarre"!
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© Archiv Frank Merten

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Franks Schatz: Das Kassettenbuch! Hier hat er penibel jede Kassette seiner Helden erfasst.
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© Archiv Frank Merten

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Durch gute Kontakte zu einem Schallplattentauschring sicherte er sich die begehrte "West-Musik". Alles akribisch in seinem Kassettenbuch festgehalten.
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© Archiv Frank Merten

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© Archiv Frank Merten

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© Archiv Frank Merten

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Frank in Aktion: Texte seiner Lieblingsbands übersetzte er selber. Mit einem ganz normalen Wörterbuch machte er sich ans Werk und tippte die Übersetzungen fleißig auf der Schreibmaschine ab.
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© Archiv Frank Merten

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Klamotten und Kunst Das Kassettenbuch
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Aufgabe

Mein T-Shirt

  1. Hat dich in deinem Leben ein KleidungsstĂĽck schon einmal glĂĽcklich gemacht? Wenn ja, welches und warum?
  2. Kleine Rechercheaufgabe: Wähle eines der drei T-Shirts aus der Galerie oben und finde heraus, ob, wie, für wieviel Geld und in welchem Zeitraum du ein Shirt mit demselben Motiv im Internet bestellen könntest. Notiere deine Ergebnisse.
  3. Beschreibe den Unterschied zwischen einem solchen Shirt und dem von Frank. Gehe dabei auch auf deine Antworten in der ersten Frage ein.

3. Grenzenlose Begeisterung: DDR-Fans und ihre Reisen zu West-Metal-Bands

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Privat

PD

Ein Blick zurück: Eintrittskarte für das legendäre IRON MAIDEN-Konzert in Budapest, 17. September 1986

T-Shirts bemalen und Platten tauschen, schön und gut – aber jeder Musikfan will seine Idole irgendwann live sehen. Das war in der DDR leider unmöglich, hier hätten die großen britischen Metalbands niemals eine Auftrittsgenehmigung erhalten. In Polen oder Ungarn waren sie da offener und ließen Bands aus dem Westen auftreten. Einige DDR Heavy Metal-Fans nutzten solche Gelegenheiten und reisten nach Ungarn oder Polen, um dort ihre Helden live zu sehen. Interessant ist auch, wie sich die Heavy Metal-Szene in der damaligen Sowjetunion unterschied. Bands aus Leningrad und Moskau konzentrierten sich mehr auf russische Texte und ihre eigene Identität, während in der DDR vor allem West-Songs gecovert wurden, um die Fans zufriedenzustellen.

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Quelle

Prag oder Budapest? Hauptsache Metal

Der westdeutsche Musikjournalist Götz Kühnemund erinnert sich an ein Metal-Konzert in Osteuropa:

"Na, ich war das erste Mal im Osten 1987, RUNNING WILD in Prag, glaub ich, mit STORMWITCH. Und dann sind wir dahingefahren, das war in einem Fußballstadion. Und irgendeiner sachte: "Geh mal raus, da sind tausende von Deutschen draußen im Publikum." Und dann hab ich mich draußen ins Publikum gestellt und habe auch so selbst gemalte Rock-Hard-Shirts gesehen überall. Und klar, hab ich die Leute natürlich angesprochen. [...] Und innerhalb von ´ner Stunde habe ich nur noch meine Jeans angehabt, also alles andere, jeden Anstecker von der Jacke einzeln verschenkt, und irgendwann war die Jacke weg und das T-Shirt war weg. Aber das war so geil, mit den Leuten da zu reden, das war der großartigste Tag in meinem Leben."  

Anmerkung: Tatsächlich handelte es sich wohl um Budapest, da RUNNING WILD 1987 nicht in Prag spielten.

Interview mit Götz Kühnemund aus: Nikolai Okunew, Red Metal – Die Heavy-Metal-Subkultur der DDR, Berlin (Aufbau Verlag) 2021, S.42.

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Quelle

Nicht nur zum Konzert, auch zum Einkaufen

Der ostdeutsche Metalfan Holger Welsch ĂĽber seine Reise nach Budapest:

"Ich hatte mir dann so 3.000 Mark zusammengekratzt, und die hatte ich mir an die Eier geklemmt, in die Unterbuchse. Hamse bei der Kontrolle nicht gemerkt. [...] Hinfahrt also um zehn, eingekauft, 3.000 Mark und Westgeld hatten wir auch ein bisschen mit. [...] 14 Uhr waren wir pleite. T-Shirts, Platten, dicke Tüten voll Platten [...] Und um 17 Uhr Mittwochnachmittag fuhr der nächste Zug zurück. Und an der Grenze: "Sie wollen schon wieder zurück? Sie sind doch grad erst ausgereist?" "Joa, Kohle war alle, wir mussten zurück." Da haben sie uns natürlich besonders gefilzt."

bei der Kontrolle: Die DDR gestattete es ihren Bürger:innen nur, einen geringen Tagessatz an Bargeld ins Ausland mitzunehmen. 3.000 Mark lagen weit über diesem Satz.

Andreas Schöwe, Mephisto. Auf dem Sprung in´s Profi-Lager, in: Loud ´n´ Proud 1 (1990), S. 18-20, hier: S.18.

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Aufgabe

Metal als Berufung?

Lies dir nochmal das Joey DeMaio-Zitat in Aufgabe 2 in Element 8 oben durch. Beantworte dann folgende Frage: Lebten DDR-Metalfans wie Frank das DeMaio-Ideal von "Metal als Berufung"? Begründe deine Antwort und nutze dafür Material aus den Unterkapiteln 2 und 3.

4. Metalheads unter Beobachtung

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In der DDR wurde Heavy Metal von den Behörden als eine negative, dekadente Jugendkultur des Westens betrachtet und gemeinsam mit anderen Jugendkulturen wie Punk, Skinheads und Grufties als Extremgruppe eingestuft. Dies wurde unter dem Begriff "politisch-ideologische Diversion" gefasst, da die Regierung befürchtete, dass diese Musikrichtung die ideologische Stabilität des Staates gefährden könnte.

Anders als bei einigen anderen Jugendkulturen, stand bei Heavy Metal in der DDR die Musik im Mittelpunkt. Mögliche politische Auswirkungen waren zweitrangig, doch das Ministerium für Staatssicherheit (MfS) beobachtete die Szene aufgrund ihres auffälligen Erscheinungsbildes und ihres als rebellisch wahrgenommenen Verhaltens mit Argwohn.

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© Bundesarchiv, Stasi-Unterlagenarchiv, Außenstelle Leipzig, MfS BV Ddn Abt XIX Nr 20256

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Der Aktenauszug berichtet von einem geplanten Konzert der britischen Heavy-Metal-Gruppe IRON MAIDEN in Budapest am 17. September 1986.

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© Bundesarchiv, Stasi-Unterlagenarchiv, Außenstelle Leipzig, MfS BV Ddn Abt XIX Nr 20256

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Dabei sollen Heavy-Metal-Fans aus dem Bezirk Dresden nach Ungarn reisen.

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© Bundesarchiv, Stasi-Unterlagenarchiv, Außenstelle Leipzig, MfS BV Lpz Abt XX 131 Bd 1

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Dieser Aktenauszug befasst sich mit Franks Lieblings-Metalcrew MAD BUTCHER(S).

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© Bundesarchiv, Stasi-Unterlagenarchiv, Außenstelle Leipzig, MfS BV Lpz Abt XX 131 Bd 1

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Die Stasi macht hier durch einen Schreibfehler die "Wahnsinnigen Schlachter" lustigerweise zu den "Schlammschlachtern" – irgendwie auch kein schlechter Name.

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Aufgabe

Metalheads unter Beobachtung

Wähle einen der beiden Berichte aus und beantworte für ihn folgende Fragen:

1. Warum hat die Stasi Interesse an den Metalfans? 

2. Welche Maßnahmen werden von der Stasi vorgeschlagen, um "Heavy-Metal-Fans" zu überwachen? 

3. Warum waren "Heavy-Metal-Fans" für die DDR-Behörden ein besonderes Problem?

5. Staatlich geprĂĽfter Heavy Metal

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Die Einstellung des Staates gegenüber Heavy Metal änderte sich allmählich. Musiker:innen und Bands erhielten die Möglichkeit, sich offiziellen Zulassungs-Vorspielen, sogenannten „Einstufungen“ zu stellen. Wenn sie als professionelle Heavy Metal-Musiker:innen eingestuft wurden, konnten sie sich im regem Konzertbetrieb ein vergleichsweise gutes Einkommen erspielen.

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Info

FORMEL I: Die bekannteste Heavy Metal-Band der DDR

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Urheber: Archiv BĂĽrgerbewegung Leipzig

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Ostberlin 1981: Der Sänger Norbert Schmidt, Schlagzeuger Paule Fincke und Gitarrist Wolle Densky gründen eine Band namens FORMEL I. Sie bekommen danach noch Zuwachs vom Bassisten Detlef Dudziak und später noch vom slowakischen Gitarristen Andrej Horvath. Ihre Musik wird in der DDR schnell bekannt und läuft bereits 1982 im Radio der DDR – das war damals echt eine große Sache. FORMEL I wird tatsächlich die bekannteste Heavy Metal Band in der DDR.

Einer ihrer Hits namens "Willste nicht uffstehn" erreichte 1982 sogar den fünften Platz in den Charts des DDR-Radios. Die Band hatte auch Songs wie "Eddi", "Sie will weg", "18 Jahre sein" und "Der Fußballfan", die echt gut ankamen. 1985 konnten sie sogar eine Vinyl-Single (Schallplatte) bei Amiga, dem DDR-Label, veröffentlichen. Später haben sie einen neuen Gitarristen, Michael Sündermann, in die Band aufgenommen und die Musik wurde noch kraftvoller und schneller. Aber das Beste kam 1986: FORMEL I veröffentlichte das erste Heavy Metal-Album der DDR und das Besondere daran war, dass es in einem Stahlwerk aufgenommen wurde.

Ohne staatliche Zustimmung wäre eine solche Aufstiegsgeschichte in der DDR niemals möglich gewesen. Tatsächlich waren die Jungs von FORMEL I bei ihrem staatlichen Vorspiel sehr gut bewertet worden und galten somit in den Augen der Behörden als begabte Berufsmusiker, denen man keine Steine in den Weg legen wollte.

Das änderte sich erst 1987, als mehrere Bandmitglieder einen Ausreiseantrag stellten. Damit war es mit dem staatlichen Wohlwollen endgültig vorbei und die Band löste sich auf. 

Andreas Parnt

18 Jahre sein
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FORMEL I: "18 Jahre sein" (Provided to YouTube by Amiga)
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Text

Zum Lied "18 Jahre sein"

FORMEL I - 18 Jahre sein

Er ist 16, kein erwachsener Mann
Und er fĂĽhlt, hier muss er raus
Seine Mutter kiekt den Alten kaum noch an
Hat das Leben mit ihm satt
So'n kaputtes Haus

Dann die SprĂĽche, zusammen halten sie's nicht aus
Wann geht der Bengel aus dem Haus
Doch bis dahin wollen sie noch zusammenkleben
Hält er es solange noch aus
So'n kaputtes Haus, in dem er nicht leben will
Da gibt's nicht viel, was ihn hält
Ein Haus, in dem er nicht leben will
Da ist es kalt, er will raus

18 schon zu sein, wie oft denkt er daran
Und dazu 'ne dufte Braut
Mit der er dann sein Leben aufbauen kann
Aber kein kaputtes Haus
In dem er nicht leben kann
Da gibt's nicht viel, was ihn hält
Ein Haus, das steht wie ein Fels im Sturm
Für ihn wär's die neue Welt

18 Jahre sein, denkt, dann ist er frei
18 Jahre sein, so ist jetzt sein Schrei
Nicht die Kraft verlieren fĂĽr ein neues Haus
Nicht den Kopf verlieren im kaputten Haus
In dem er nicht mehr leben kann
Da gibt's nicht viel, was ihn hält
Ein Haus, das steht wie ein Fels im Sturm
Für ihn wär's die neue Welt

Formel I, 18 Jahre sein, 1985

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Metal-Sound made in GDR unpolitischer Text?

Aufgabe

  1. Hör dir den Song "18 Jahre sein" von FORMEL I oben an. Gefällt dir das Lied?
  2. Klingt das Lied für dich nach "DDR-Musik"? Begründe deine Antwort und gehe dabei auf die Vorstellung ein, die du von der DDR und ihrem kulturellen Leben hast. (Tipp/Inspiration: Wenn ich an "typische DDR-Musik" denke, fallen mir eher Beispiele wie dieses und dieses ein ...)

Aufgabe

Schauen wir uns mal den Text von "18 Jahre sein" genauer an, beantworte die folgenden Fragen:

1. Wofür könnte das "kaputte Haus" im Text stehen und warum möchte der Jugendliche daraus ausziehen?

2. Warum ist das Erreichen des Alters von 18 Jahren fĂĽr ihn so wichtig?

3. Was erhofft sich der Jugendliche von der "duften Braut," von der im Text die Rede ist?

4. Was versucht der Text vielleicht mit den Zeilen "Nicht die Kraft verlieren fĂĽr ein neues Haus" und "Nicht den Kopf verlieren im kaputten Haus" auszudrĂĽcken?

5. Was denkst du, was der Text ĂĽber die WĂĽnsche und Hoffnungen junger Menschen in der DDR aussagt?

Metal-Sound made in GDR unpolitischer Text?

6. "Tendenz Hart bis Heavy" – Metal in den DDR-Medien

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Urheber: SVG erstellt von Fornax

https://de.wikipedia.org/wiki/DT64#/media/Datei:DT64_Logo.svg

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Logo des ehemaligen DDR-Jugendradios DT64

Trotz aller Herausforderungen gab es auch Sendungen im DDR-Radio, die Heavy Metal spielten. Die Sendung "Tendenz Hart bis Heavy" im Jugendradio DT64 bot den Fans die Möglichkeit, aktuelle Musik und Konzerttermine zu hören. Die Radiomoderatoren und -produzenten hatten ihre eigenen Wege, an Musik aus dem Westen heranzukommen, um die Fans zu versorgen.

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Fanclub "Excalibur" stellt sich vor Ăśber die Konzerte Zusammenarbeit mit 'dem Staat'
"Tendenz Hard bis Heavy" am 18. Mai 1988 – Der Metal-Fanclub "Excalibur" aus Bad Langensalza stellt sich vor.
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© Tendenz Hard bis Heavy 04.11.1989, Privat-Archiv.

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"Tendenz Hard bis Heavy" am 18.05.1988 – Der Metal-Fanclub "Excalibur" erzählt, wie er Konzerte organisiert.
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© Tendenz Hard bis Heavy 04.11.1989, Privat-Archiv.

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"Tendenz Hard bis Heavy" am 18.05.1988 – der Fanclub "Excalibur" über die Zusammenarbeit "mit dem Staat".
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© Tendenz Hard bis Heavy 04.11.1989, Privat-Archiv.

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Fanclub "Excalibur" stellt sich vor Ăśber die Konzerte Zusammenarbeit mit 'dem Staat'
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Ein Zeitzeugeninterview zur Frage: Fand Metal in den Zeitschriften der DDR statt?
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Der Artikel unten aus dem DDR-Jugendmagazin "Neues Leben" von 1985 thematisiert die Faszination und Kontroversen rund um die Musik des Heavy Metal. Er beschreibt die energiegeladene Atmosphäre von Heavy Metal-Konzerten sowie die Entwicklung und den Einfluss auf die Jugendkultur in der DDR der 1980er Jahre.

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© Neues Leben (auch: neues leben) 8/85, S. 8

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Interessant ist insbesondere der Text im roten Balken links.

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© Neues Leben (auch: neues leben) 8/85, S. 9

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Da schleicht sich doch noch die ein oder andere politische Aussage in diesen Text – vor allem am Ende.

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Aufgabe

Akzeptiert oder diskreditiert?

Beurteile die Darstellung des Heavy Metal in den DDR-Medien in eigenen Worten. Gehe dabei auf das unterschiedliche Material ein, das in Unterkapitel 6 gezeigt wird.